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COMPANY NEWS

Die Erdbeere der Zukunft

Aktualisiert: 12. Dez. 2022

„Erdbeerbauern vernichten Ernte“ war in diesem Jahr eine häufig zu lesende Schlagzeile – ihr Inhalt das Ergebnis vieler Faktoren, die zusammen dazu führten, dass es sich für die Landwirte wirtschaftlich nicht lohnte, die Erdbeeren in den Verkauf zu bringen. Wie sieht eine zukunftsfähige Landwirtschaft aus, insbesondere im Erdbeeranbau?


Die Anbaufläche im Freiland, auf der in Deutschland Erdbeeren angebaut werden, ist seit 2017 rückgängig. „Das liegt unter anderem daran, dass die Anzahl der Betriebe insgesamt rückläufig ist“, erklärt Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).

„Außerdem wechseln einige Landwirte zum Ackerbau oder anderen Bereichen, bei denen beispielsweise die Ernte weniger kompliziert und aufwändig in der Organisation ist“

so Schumacher weiter. Mit Krisen wie Corona oder dem Krieg in der Ukraine ist es noch schwieriger geworden als zuvor, Helfer:innen für Ernte und Pflanzenpflege zu finden. Und dabei werden in Deutschland pro Jahr rund 77.000 von diesen Helfer:innen benötigt, um die Beeren vom Feld oder Gewächshaus in den Laden zu bringen. Auf der anderen Seite wächst die Fläche, auf der Erdbeeren im geschützten Anbau kultiviert werden an - dies hat verschiedene Gründe.



Wir haben mit Bart Jongenelen gesprochen. Er ist Teil des Forschungsteams im Delphy Innovative Soft Fruit Center (ISFC) in Horst, Niederlande. Hier wird erforscht, wie der Erdbeeranbau der Zukunft aussehen kann und wie er schon heute so gestaltet werden kann, dass Landwirte und Konsument:innen davon profitieren. Er erklärt auch, weshalb der geschützte Anbau für Landwirt:innen attraktiver sein kann, als der Freilandbau.


Bart, was ist deine Aufgabe bei Delphy?

Ich bin verantwortlich für das ISFC. Wir erforschen verschiedene Beerensorten und ihr Wachstum. Außerdem untersuchen wir künstliche Beleuchtung und Substrate. Ich arbeite dabei vor allem an den Erdbeeren. Aktuell erforschen wir, wie remontierende Erdbeeren (also solche, die das ganze Jahr über tragen) am besten angebaut werden können. Wir untersuchen hier verschiedene Anbauzeiträume und sehen, wie wir sie optimieren können. Dabei schauen wir uns auch den Energieverbrauch bei diesen Sorten an – und das Potenzial für Automatisierung.


Ihr bei Delphy wollt also herausfinden, wie die Zukunft des Erdbeeranbaus aussieht?

Das könnte man so sagen, ja. Wir wollen allerdings Wissen entwickeln, das in den nächsten drei bis fünf Jahren implementiert werden kann, also eine mehr oder weniger unmittelbare Wirkung hat.


Was qualifiziert die Erdbeere als Forschungsobjekt? Warum lohnt es sich, an ihr zu forschen?

Erdbeeren sind sehr interessante Pflanzen – interessanter, als man wahrscheinlich vermuten würde. Sie sind heutzutage ein viel diskutiertes Thema, ihr Anbau in der vertikalen und Indoor-Farming Welt wird gerade erforscht und immer weiter verbessert. Überall auf der Welt diskutieren Expert:innen darüber, wie die Zukunft des Erdbeeranbaus aussehen wird. Und wir sind dabei sie mitzugestalten, was großartig ist. Außerdem – wer mag Erdbeeren nicht? Sie sind nun mal großartige Früchte!


Bart Jongelen is showing the research at Delphy to visitors
Bart Jongenelen ist Teil des Forschungsteam des Delphy ISFC. Hier präsentiert er Forschungsergebnisse den Besuchern. Quelle: Delphy ISFC

Wie würde aus Deiner Sicht die ideale Erdbeerpflanze aussehen? Würde sie im Gewächshaus oder auf dem Feld wachsen?

Sie würde wahrscheinlich auf Substrat unter kontrollierbaren Bedingungen wie im Gewächshaus, in einem Polytunnel oder in einem Tischsystem angebaut werden. Dadurch hätte der Landwirt die Kontrolle über die Umgebung und könnte sie an Klima und Wetter anpassen. Dies sind Faktoren, die heutzutage den Anbau kompliziert machen.

Durch die kontrollierte Umgebung und die dadurch idealen Bedingungen hätten die Früchte natürlich einen super Geschmack und großartige Qualität, wären widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten und hätten einen hohen Ertrag.


Ist es das Ziel eurer Forschung, genau diese Pflanze zu finden?

Wir hoffen, einen Weg zu finden, um mit remontierenden Erdbeeren und künstlicher Beleuchtung fast das ganze Jahr über Erträge zu erzielen. Das ist aus unserer Perspektive die zukunftsträchtige Strategie – für Landwirt:innen und Pflanzen.


Weshalb ist diese Strategie besser als die momentane?

Die Möglichkeit, remontierende Erdbeeren fast das ganze Jahr über anzubauen, bringt zahlreiche Vorteile mit sich, wie z. B. die Streuung der Produktion und ihrer Spitzen, die Streuung des Absatzrisikos für die Landwirte und die Verbesserung der Pflanzenpflege.


Kann Eure Forschung auch bei dem Problem der Verfügbarkeit von Arbeitskräften helfen?

Bis zu einem gewissen Grad, ja. Wir versuchen, die Pflanzen auch für die Automatisierung durch Roboter zugänglich zu machen. Sie können die Landwirte bei der Ernte und der Pflanzenpflege unterstützen. Was die Planung im Moment so schwierig macht, sind die Spitzen bei der Ernte und der Pflanzenpflege. Es gibt Zeiten in der Erntezeit, in denen viele Erdbeeren reif sind, und Zeiten, in denen nur wenige gepflückt werden müssen. Das erfordert natürlich mehr oder weniger helfende Hände im Gewächshaus. Wenn wir die Trageperiode strecken und ausgleichen können, benötigen Landwirt:innen die Arbeitskräfte kontinuierlicher, was die Planung erleichtert.


Dieses Strecken der Ernteperiode ist also auch ein Vorteil für die Robotik und Automatisierung?

Ja – denn ein stabiles Niveau an reifen Früchten ist viel einfacher zu automatisieren. Das Pflücken mit Robotern kann auch ein Vorteil für Märkte mit hoher Nachfrage sein, z.B. für den Export nach Übersee – man muss bei der Ernte dieser Früchte sehr vorsichtig sein, denn Druckstellen führen zu einer viel kürzeren Lebensdauer der Beeren. Mit Robotern, die sie nicht anfassen, erreichen mehr Beeren ihren Zielort, ohne vorher schlecht zu werden.


Liegt die Zukunft des Erdbeeranbaus also in geschlossenen Räumen?

Ich denke schon, ja. Es muss aber nicht schwarz oder weiß sein. Ich rechne aber damit, dass zumindest eine semi-kontrollierte Umgebung etwas ist, das für eine zukunftsfähige Anbaustrategie erforderlich wird. Wir müssen die Landwirtschaft nicht von heute auf morgen umstellen. Es können kleine Schritte sein – die jedoch gegangen werden müssen, um eine nachhaltige Landwirtschaft gewährleisten zu können.



Danke Bart, für das Gespräch! Wir möchten uns an dieser Stelle auch für die gute Zusammenarbeit mit dem Team von Delphy bedanken, die uns seit einiger Zeit als Forschungs- und Entwicklungspartner begleiten. Mehr Informationen zu ihrer Arbeit gibt es hier: https://delphy.nl/en/teams/team-delphy-isfc/

Herzlichen Dank auch an Simon Schumacher vom VSSE!

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